Das war dieses Mal über weite Strecken recht lustig, auch wenn ich gegen Ende wieder heulen mußt wie ein ausgesetzter Schloßhund, weil alles sooo schön ist, Kippling zum Beispiel. Zerst war da mal das Buschreiten kombiniert mit Parcoursspringen. Die Pferde sind wirklich beeindruckend: Auf diesem engen Raum, so viele Sprünge, diese Atmosphäre in der Halle, die Lautstärke des Applauses… das muß mal einer aushalten und sich noch konzentrieren. Aber wenn die Trakehner-Buschpferde Geländesprünge sehen, dann gibt´s da sonst nix mehr. Manche nehmen ihre Bestimmung da auch wirklich ernst: die springen alle festen Hindernisse in bester Manier und treten konsequent alle bunten Stangen in den Sand. Lustig war die Siegerehrung: da hat jeder vom Ehrenkomitee geehrt, wen er grad erwischt hat. Einem Trakehner Buschpferd kann man nur mässig stehenbleiben anschaffen. Dafür gehen auf der Ehrenrunde dann richtig Meter weiter. Schad, daß die Halle nicht größer ist. Gespannt waren wohl alle auf das Schaubild von Millenium mit seinen Söhnen. So oft hat man ihn unter dem Sattel ja nun auch wieder nicht öffentlich gesehen. Momentan sitzt eine mir bis dato unbekannte Reiterin drauf, die das toll macht. Vielleicht eine Chance, den Fuß ins Rampenlicht unter der Elchschaufel zu kriegen? Allerdings mußte Millenium auch nicht wirklich was machen, was er gerade nicht wollte. Wenn er galoppieren wollte, wurde im das nicht lange ausgeredet, sondern sein konstruktiver Vorschlag die Gangart zu verändern auch konstruktiv aufgenommen und in durchaus schwierige Lektionen umgewandelt. Und das ist ja auch ein tolles Konzept! Man macht was gut geht! Führt zu wesentlich höherer Zufriedenheit, als wenn man immer versucht auszuführen, was man eh nicht kann. Hab ich grad letzte Woche bei den Alten Meistern gelernt: Wenn die Pirouette nicht so gut geht, dann übst halt Piaffe, wenn die grad gut geht. Vieles ist einfach eine Frage der Perspektive. Millenium scheint diesen philosophischen Zugang zur Dressurreiterei perfektioniert zu haben. Er ist auch momentan schlichtweg das Maß der Dinge in der Trakehnerzucht, wenn nicht sogar in der Sportpferdezucht allgemein. Er vererbt beeindruckende Trabmechanik und dann sind die auch noch so wunderschöööööön !!! Meingottsinddieschön! Stuten genauso, wie die Hengste. Wenn Millenium draufsteht, dann sieht man auch, daß da Millenium drin ist. Da kann man schon als Hengst mal alternative Zugänge zur Reiterei wählen. Das wohl allerschönste von der ganzen Welt find ich ja den lackschwarzen Ivanhoe von Millenium. Ich könnt den auch in der Box beim Schlafen oder Fressen stundenlang ansehen, nur ansehen. Er sieht auch unter dem Sattel einfach umwerfend aus. Und diese Elastizität! Er ging praktischerweise auch recht konform mit der herkömmlichen Interpretation der Reitlehre. Sir Sansibar war einfach makellos. So wie man das auf der PSI zu sehen bekommt, so sieht das aus. Typ, Bewegung und perfekt in Szene gesetzt. Ein richtiger Siegerhengst. Helium war auch noch mit dabei in diesem Millenium Schaubild. Der war auch etwas abgelenkt und nicht immer bei der Sache. Nicht minder schön, aber etwas kreativer in der Interpretation der gestellten Aufgaben. Von dem haben wir beeindruckende Fohlen gesehen, vor allem Helia. Allerings ist es ja auch ein bißchen schwierig mit Bruder und Vater in der Halle rundumzulaufen. Ist schon eine Challange für die jungen Hengste, diese Konstellation. Ich weiß nicht, ob mein Märchenpferd in der Atmosphäre mit 2 anderen selbstbewussten Hengsten brav im Kreisrumlaufen würde. Und der ist sicherlich harmlos als Hengst. Allerdings werd ich´s ziemlich sicher nicht rausfinden. Und wir wollten doch jetzt berücksichtigen, daß man übt was eh gut geht – sonst führt´s nur zu Spaßverlust. Freiher von Stein haben wir auch gesehen im Millenium Schaubild. Der ist einfach toll und sieht auch noch so bedienungsfreundlich aus. Den mag man einfach. Zusammen mit Zikade war er in einem Schaubild, als Werbung für den Embryotransfer, der zu kaufen war. Diese Embryotransfergaudi find ich, ganz spießig, einfach gruselig. Aber jeder wie er mag und kann… Die Marbacher Schimmelherde ist nach wie vor ein wunderschönes Bild. Ich bin zwar nicht besonders affin zur Einhornfraktion, aber die freilaufenden Vollblutaraberstuten aus Marbach sind einfach toll, unabhängig von Rassenvorlieben und Reitpferdeaspekten. Einfach schön – für Pferdeliebhaber jeder Art. Die Vollblutaraberstuten haben irgendwie den besseren Job als die vorher gezeigten Hengste: sie müssen nur, so wie sie sind – vorrausgesetzt, daß sie jemand weiß gewaschen hat – frei rumlaufen. Das wollten sie dann auch sehr lange machen. Das Einfangen war irgendwie komplexer. Kurz schien es wirklich so, als würde auch dieser Galaabend auch wieder bis 1.35 Uhr dauern, weil man der Stuten nicht habhaft werden konnte. Dabei hätten eigentlich ganz leicht die Hütehunde vom nachfolgenden Schaubild alle Araber gleich auf den LKW treiben können. Die Hütehunde haben nämlich ganz lustige Angoraziegen mit langen Hörnern auf das Dach eines, dafür vorgesehenen, Range Rovers getrieben. Jetzt stellt Euch mal das vor: man reitet einen dreijährigen Hengst für ein Schaubild ab. Und dann kommt ein Range Rover mit 4 großen braun-weiß gescheckten Angoraziegen auf dem Dach in die Abreitehalle. Da brauchst keinen Trakehner Millenium, daß sich dein Leben kurzfristig verkompliziert. Hurra die Gams! Das gab´s schon mal mit einer Quadrille mit 24 Schwänen… da war auch was los in der Abreitehalle. Und dann war da noch Goldmond. Einer der Finalisten in Ermelo. Der spult mit einer Selbstverständlichkeit als 7jähriger das S-Programm ab und da ist wenig, wofür man keine 8 geben kann. Faszinierend. Nicht der typvollste, dieser Imperio Sohn, aber es ist einfach immer alles gut. Auch wenn mal was nicht gut ist, ist es im Endeffekt dann doch alles gut. Er hat die Dressurprüfung der Klasse S gewonnen, die Kür nicht, weil da hat das Frauli vergessen irgendwas zu reiten, was keinem abgegangen ist. Ich hab´s nicht gecheckt. Und dann war da noch Kippling… Da kamen mir erwartungsgemäß die Tränen beim Zusehen. Ich glaub nicht, daß irgendwer ein besseres Grand Prix Nachwuchspferd hat, als diesen Trakehner vom Hofrat… Da wünschen wir Anne Troensegaard mal das allerbeste für Tokyo. Und am Ende wie immer: das Ostpreußenlied im Fackelschein der Trakehner Jungzüchter. Wen das nicht berührt, der hat kein Herz im Leibe. Es ist schon eine besondere Geschichte – die des Trakehner Pferdes. Und wahrscheinlich sind auch deswegen die Leute so besonders und es fühlt sich an wie eine große Trakehnerfamilie. Manche können halt dann einen Siegerhengst für 320.000 kaufen. Aber zum Glück kann man auch für weniger bunte Einhörner mit Elchschaufel kaufen. 📷😊 Das wird jetzt Salzburger, das bunte Einhorn. Es werden überhaupt viele Pferde Österreicher. Vor allem eines der allertollsten: die Trakehner Jahressiegerstute und ein abartig talentiertes Dressurpferd: Krishna von Elfado. Ich hätte gedacht, sie wäre außer jeder Reichweite. Aber ich hatte auch den Eindruck, daß nicht alles, was im Rampenlicht der Holstenhallen unter der doppelten Elchschaufel glänzt auch aus Gold ist… Vieles ist einfach nur menschlich, mit ganz viel harter Arbeit und unendlicher Liebesmüh, und nichtmal immer mit Erfolg gekrönt. Ich freu mich schon wieder… nur noch ein Jahr.
Das mit dem Trakehner Galaabend das war heut so...
Aktualisiert: 9. Apr. 2018
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