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  • AutorenbildHenni Jesch

Das mit der Prinzessin, das war so ...


Also… ich will ja jetzt wirklich nicht, die diplomatischen Beziehungen zwischen Thailand und Österreich irgendwie beeinträchtigen. Ganz und gar nicht. Ich hab nur das Bedürfnis – wohlwollend amüsiert – den reitsportlichen Auftritt der thailändischen Prinzessin beim CDI in Lamprechtshausen zu schildern. Wenn man selbst ins Geschehen involviert ist – sogar davon lebt – dann weiß man schon wie schwierig so ein St. Georg und eine Inter I sind! Da übt man schon ein paar Mal und muß zusätzlich auch noch gschickt sein. Insofern betrachtet man die asiatischen Bemühungen auf der Überholspur zum Grand Prix zu kommen eben ein bißchen wohlwollend amüsiert. Wir sind natürlich alle dafür, daß unserem Sport neue Freunde gewonnen werden – überall auf der Welt. Aber irgendwie isses halt schon ein ganz eigener Sport, wo man eine Beziehung zu einem Tier hat, das für einen alles geben soll UND wo man mit ganz viel Geld ein solches Tier kaufen kann – aber nicht die Beziehung dazu. Das hätte man ja schon allerorts probiert, Talent und Schneid mit Geld zu ersetzen. Es ist ja auch eine durchaus logische Herangehensweise, daß man sich jetzt Sorgen macht, wie man 2020 eine Mannschaft zu den Olympischen Spielen in Tokyo schickt. Allerdings kommt mir vor…. Bei uns übt man länger als 4 bis 6 Jahre… Uns fehlt natürlich auch der Umweg über´s Geld.


Aber das mit der thailändischen Prinzessin in Lamprechtshausen das war jetzt so:


Also da fuhr stets ein Konvoi von 3 schwarzen Mercedesbussen vom Hotel Sacher nach Lamprechtshausen. Vorn und hinten das Gefolge und in der Mitte vermutlich die Prinzessin im extra abgedunkelten Auto – alle mit Diplomatenkennzeichen, versteht sich. Ich mußte mehrfach zufällig hintennach fahren von Bergheim bis Lamprechtshausen. Also auch das Fahren wurde durchaus zelebriert. Die Inter I war schon im Gange, also hat man die Zöpfe vermutlich nicht selbst gemacht. Im Stall waren ständig 5 Grooms mit „dressage Thailand“ in schickem Pink stationiert. Was ich weiß, war nur ein Pferd mit. Prince Charming.


Mir kommt vor, daß ich den schon von Ergebnislisten kenne. Er dürfte als Reitsportlicher Entwicklungshelfer für Asien bestellt sein. Vermutlich hat er einen Diplomatenpaß.


Prince Charming is „clear on the concept“! Er weiß weitgehend wie der St. Georg gehört, er weiß wie die Inter geht. Vermutlich ist er auch für den Grand Prix Spezialist.


Wenn die Prinzessin direkt vorm Stall aus dem Auto steigt, stehen alle Grooms Spalier und der Prince ist natürlich blitzblank und weiß bandagiert. Die 5 Grooms können das im Team ja ganz leicht bewerkstelligen. Zum Aufsteigen braucht es allerdings auch alle 5: einer für´s Stockerl, einer der hinterm Stockerlträger nachläuft, falls was schiefgeht, zwei für´s Pferd, einer für den Steigbügel. Alle bemühen sich immer nicht im Weg zu sein. Der Prince bewahrt die Ruhe. Sobald eine Aktion, zum Beispiel das Aufsteigen, erledigt ist, treten alle zurück und stehen Spalier um keine Bewegung zu behindern. Es hat ja noch Chauffeure, Bodyguards undwasweißichnichtalles. Es sind also immer ganz viele Leut rundum und auch gegebenenfalls im Weg. Aber der Prince steigt keinen zusammen, schreckt üblicherweise niemanden und paßt auf alle auf. Das Gefolge nähert sich der Bestie eh ned so gern. Man weiß ja nie…. Ob man dann im Weg ist.


Es gibt einen Trainer, der das Reitsportliche managed und vermutlich auch für die Fitness und das Wohlwollen des Princen sorgt. Und das scheint auch hergestellt. Man muß jetzt mal sagen, daß an anderen Pferden viel mehr inkompetent herumgezogen und getreten wird, als an Prince Charming. Höflichkeit und gute Erziehung hat auch was! Die Pferde wären vielleicht eh für buddhistisches Reiten zu haben.


Pünktlich zur Startzeit fanden sich im Festzelt am Dressurviereck ungefähr 20 thailändische Anhänger mit kleinen Fähnchen bewaffnet in der ersten Reihe ein. Die Reitsportabordnung – bereit Begeisterung zum Ausdruck zu bringen. Wie die Prinzessin dann den Prince rund um´s Viereck steuert, wird sie mit allen Titeln – Her Royal Highness Princess of Thailand – angesagt. Woraufhin die ganze Anhängerschaft aufspringt und mit ihren Fahnen wachelt. Wir dachten uns nur….“des is jetzt ned so gscheit“. Der Prince war grad am Weg zum A um einzureiten. „Nein“ hat er gesagt: „so gehört das nicht!“ Das äußerst erfahrene Pferd hat alle 4 Füß in den Boden gestemmt und es sind ihm die Augen fast aus dem Kopf gefallen. Dann hat er am Hinterbein umgedreht und sich geweigert in die Nähe des A zu gehen. Die begeisterte Menge dacht, daß das so gehört und wachelte weiter. Die Prinzessin hat sich kurz sortiert – üblicherweise paßt ihr Sportpartner auf, wo sie sich grad befindet und wie es ihr ergeht – aber er war echt entsetzt. Die Prinzessin hat aber erkannt, daß sie von links jetzt nicht zum A kommt – aber es gibt ja noch einen andere Richtung: einmal rund ums Viereck und von rechts eingeritten. Inzwischen hat der Reitsportverantwortliche geregelt, daß die Fahnen am Tisch liegen bleiben und alle das Handy oder Tablet herausnehmen und alles filmen. Das hat dem Princen besser gefallen und er hat beim A das Viereck vorschriftsmässig im Galopp betreten. Ganz eindeutig war der Gute informiert, wie Haltparaden, Rückwärtsrichten, Schrittpirouetten auszusehen haben, daß man im Starken Trab nach oben horcht ob alles in Ordnung ist und dass die Traversalen Biegung und Kreuzen erfordern, an einem Ende anfangen und am Anderen aufhören. Die erste Pirouette hat er immer nicht geschafft, weil er nicht wußte, dass die jetzt kommt. Bei der zweiten war er „clear on the concept“. Auch das kann er. Die Viererwechsel gingen gut, da waren sich die beiden einig. Dann hat er irgendwie keine Info bekommen, daß es jetzt 3er werden sollten, sonst hätt er sie eh gemacht, so hat er halt mal alles angeboten. Er braucht am Anfang der Diagonale eine Info, was jetzt kommt – dann macht er das eh.


Es war jetzt kein Auftritt von besonderer reitsportlicher Güte, aber man hat sich sehr bemüht und auch Feingefühl für den serviceorientierten Partner bewiesen. Ich glaub Prince Charming ist mit seinem Diplomatendasein zufrieden. Es ist stressfreier als bei manchem Profi…

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