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  • AutorenbildHenni Jesch

Das mit der Haflingerkörung das war jetzt so…


Das Ganze läuft irgendwie entspannter ab, als bei den Warmblütern. Allerdings ist der Ablauf der gleiche und es wird auch mit der gleichen Akribie gekört oder eben nicht. Die Pferde kosten nicht so viel, das macht vielleicht auch das Publikum und die Züchter entspannter. Da wird auch ganz ordentlich Brotzeit gmacht daneben. Bei den süddeutschen Hengsttagen gibt´s da weiße VIPtische wo gut angezogene Damen ein stilles Mineralwasser nippen. Bei den Haflingern gibt´s Bierbänke wo 10 Leut an einem Tisch gscheit Platz haben, auch wenn noch ein friedensmässiges Schweiners auf den Tisch muss und natürlich 10 Weißbiergläser. Die Lachsbrötchen blieben eher übrig, aber um die Leberkässemmeln is a Griß. Da war immer eine große Schlange. Mit Grünkerntaler wird des nix bei den Landwirten… Da war dann noch der eine scheckige Hund, der niemandem gehört hat und von Tisch zu Tisch ging und freundlich Konversation betrieb, ab und zu an der Gastronomie was bestellte, vorsichtshalber kein Halsband anhatte, aber zu allen sehr freundlich und zuvorkommend war. Nachher hab ich draußen gesehen, daß er zu Münchner Dressurdamen gehörte, die wohl dort auf der Olympiaanlage ihre Pferde haben. Der Scheckige fand die Haflingerkörung sehr gelungen. Bei den Dressurreiterinnen war´s weniger lustig und ihre Salatbläter findet er auch weniger lustig als die Ernährungsgewohnheiten der Haflingerzüchter.

Die Halfingerhengste schicken die zumeist Behüteten Vorführer auf die Trabrunde mit einem traditionellen: „Kimm geh zua jetzt!“. Das verstehen die auch und traben los. Im Krisenfall kommt noch ein „Herschoftszeiten! Geh zua!“ hintennach, aber dann laufen die! Da eine Hafi hat dann ned um die Kurve wollen, dann hats kurz „klatsch“ gmacht, daß die Zähn auf der Trense gescheppert haben und er ging um die Kurve. Bei der nächsten Runde war der Behütete schon etwas wackliger in der Kurvenlage aufgrund der permanenten laufenden Fortbewegung, da hat aber der Hafi schon gwußt: rum um die Kurven, sonst scheppern die Zähn. Den Behüteten hat er mitgeleitet. Selbiger Hafi wollt bei der finalen Urteilsverkündung die Stätte entschlossen verlassen, wie der Jubel über das positive Körurteil des vor ihm schreitenden aufbrandete, aber da hat der - als Gegengewicht sehr praktische - Behütete einfach den Anker geworfen und der Hafi kam ned weit, denn der hätt niemals ausgelassen und das war dem Hengst auch schnell klar, daß er mit dem Behüteten am Ende des Zügels nicht durch die Halle davonstarten kann. Jetzt waren nicht alle zweieinhalbjährigen Haflingerhengste ganz einverstanden, daß sie im Falle eines positiven Körurteils eine Schleife ans Zaumzeug geheftet kriegen. Manche Junghengste werden da durchaus wehrhaft. Aber nix da. Der Schleifenbeauftragte Behütete hat einfach den Rüssel vom Hafi erfaßt, der wild herumgeschüttelt wurde, hat mit einem energischen „Geh her jetzt!“ eine Schleife drauf befestigt und mit der frei werdenden Schleifenhand noch dem Vorführer gratuliert, während der Hafi wie gegen einen Boxsack kämpfte und irgendwann war dann auch wieder Ruh am Rüssel – mit Schleife.

Die Qualität der Pferde und vor allem auch die Präsentation, das Styling, war toll. Da haben die Haflingergestüte eigene Outfits, natürlich meist trachtig, da gilt die Lederhosen, die Schwaiganger Mädels haben Gestütsuniform an und insgesamt muß man sagen, daß sich da jeder einzelne Vorführer um den äußeren Eindruck von Pferd und Mensch bemüht hat. Die bayrischen Haflinger sind wunderschön. Die Edelbluthaflinger tun sich mit dem Schönsein noch etwas leichter und man muß sagen, daß die schon ordentlich Tritt haben, eben deutlich mehr als die Reingezüchteten. Bei uns gelten leider nur die Reingezüchteten als Haflinger. Deswegen kam für meine Schülerin auch nur ein Reingezüchteter in Frage. Ich wollte ja Einfluß nehmen, daß es der mit den besten Bewegungen wird. Es wurde dann doch der liebste und schönste.

Er hat einen sehr guten Schritt, galoppiert gut und trabt relativ normal. Na den Rest üben wir einfach. Üben war sowieso der Plan. Außerdem reitet man in Abtenau und Gastein und nicht im Magna Racino. Das war nie der Plan. Das Mädel hat den Hafi schon zwei Tage beobachtet – Urlaub in München auf der Haflingerkörung. Und es mußte sowieso der sein, jegliches Argument zwecklos und dann mag ich da auch gar nicht dagegen reden, wenn jemand von einem Pferd überzeugt ist und es ihn wahrscheinlich nicht umbringt – und das wird der wohl nicht, dazu isser zu lieb – dann ist eine Herzensentscheidung auch die richtige. Jetzt war es noch spannend, ob er denn gekört werden würde, denn möglicherweise wäre er dann zu teuer. Und liebe Dressurreiter, da ging´s um Summen, die der Wert Eures Sattels weit übersteigt. Mit dem Züchter hat man vorher schon verhandelt, der wollte sehr gern das Pferd an das nette Mädel aus Salzburg verkaufen, das dann Dressur damit reiten will und die Mädels in dem Betrieb wollten ihn auch gerne an das nette Mädel verkaufen, das immer gut für ihn sorgen würde. Es war mehr oder weniger noch eine Preisfrage, wenn er denn gekört werden würde. Zum Glück wurde er nicht gekört! Das allergrößte Glück ist das möglicherweise eh für´s Pferd. Also hat sie ihr Geld in die Hand genommen, ist zum Züchter gelaufen, hat ihm´s hingehalten, ob sie ihn denn jetzt kaufen könnte, mehr Geld hätte sie nicht. Er hat sich kurz geziert und noch 200 drauf verlangt – muß man halt ein Wochenende mehr in der Almbar arbeiten. Dann hat sie den Paß eingesteckt, den Haflingerhengst geschnappt und ist zum Hänger marschiert. Da hat ihn praktischerweise der versierte und standhafte Landwirt noch mit einem herzlichen „Herrschaftszeiten, geh jetzt nei do!“ reingeschoben, nachdem man ja fast am Autobahnzubringer eingeladen hat, was aber außer mir allen wurscht war - vor allem dem Hafi. Klappe zu und auf die A8. Am Walserberg nochmal nach Bayern geschaut und schon frißt er in Salzburg in seiner Paddockbox Heu. Und wenn jetzt - in ungefähr 1.5 Jahren - wenn man dann mal ordentlich im Kreisrum reiten kann, irgendein „großer“ Dressurtrainer ihr die Freude an dem Pferd verderben will, weil „das ist doch nix Gscheites und wie soll denn das eine A–Dressur laufen, mit den kurzen Hafifüssen“ – wie gerade geschehen bei einer Schülerin mit einem tollen und deutschen Dressurpferd – dann fällt mir glaub ich wieder ein, wie das geht…. Mit einem leidenschaftlichen „Herrschoftszeiten – geh her jetzt!“ den Rüssel einfangen, dann „Klootsch“, daß kurz die Zähn scheppern und dann ist dir Richtung nachhaltig eingestellt. Ned am Hafi, der is eh lieb.

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