Einer ist ein Hafi und der andere Spanier. Sie sind sehr unterschiedlich. Die Ausbildungsskala möchte von beiden das gleiche Ergebnis - ich auch! Gewesen ist es dann so: Der Spanier ist ganz schön zu reiten, wirklich brav, gibt einem ein tolles Gefühl von ehrlicher Rückentätigkeit (jawohl der Spanier – er trabt wie ein kleinerer Sandro Hit) aber am Boden a bisserl a Gfrast. Er ist jetzt nicht wirklich gefährlich – aber lästig. Er findet, daß es jeden Tag zu hinterfragen ist, wer wen führt und ob das so auch sinnvoll ist. Er meint eigentlich, daß es völlig ausreichend ist, wenn er dorthin geht wo er hinwill – weil woanders will er ja gar nicht hin! Eigentlich… ist das nichtmal so das Problem. Er geht schon willig mit, aber er kneift, schubst, zappelt, drängelt und manchmal beißt er die Mädels ganz einfach. Das gehört so nicht! Schließlich beißen die ihn ja auch nicht! Jeden einzelnen Tag muss man ihm erklären, dass man sich hier in Salzburg Damen gegenüber sehr höflich verhält und diese Tatsache eigentlich nicht diskutierbar ist. Wie ich heut aufsteigen will, nachdem ich ihn schon mal mühsam an einem Ort fixiert hab, hör ich laut und deutlich wie die Zähne direkt neben meinem Hintern zusammenklappen. Das möchte ich eigentlich nicht! Das hat ihm meine Reaktion dann wohl auch glaubhaft versichert. Er wird das so interpretiert haben, daß ich ihn auch gebissen hätte. Er rollt dann seine dunklen Kulleraugen und will mir überzeugend versichern, dass das jetzt wohl eh ned sooo schlimm gewesen wäre und außerdem kann man sich ja unter Freunden auch mal beißen. Muss man aber nicht – finde ich! Der Haflinger sieht das anders. Es gibt reichlich zu essen, es gibt eine trockene Box, er ist mit Freunden auf der Wiese und sonst sind auch alle freundlich zu ihm. Kein Grund zur Beunruhigung. Man kann mit denen mitgehen, stehenbleiben oder auch nicht, ganz egal – und wenn die reiten wollen, ist das schließlich deren Problem. Er nimmt gerne an dieser Outdoor Aktivität teil, setzt einen Fuß vor den anderen und bewegt dabei zumindest das Hufgelenk. Wenn er die Nase runternehmen soll wird´s allerdings ein ganz schöner Arbeitsaufwand. Er braucht die Ausbildungsskala nicht! Er kommt gut ohne aus und er findet auch nicht, dass man das jetzt ändern muss. Das Mädel dem er gehört hat sich um einen angepaßten Sattel gekümmert, die Hufe sind immer sorgsam gepflegt, er muss keine Runde am harten Platz ohne Eisen gehen, es wird alles sofort für ihn gerichtet und sie übt jeden einzelnen Tag, was sie in der Reitstunde alle 2 Wochen lernt. Sie ist kein besonderer Bär – und das weiß der Blonde. Er weiß, wie man vorne drauf beißt, damit es sie oben aushebt. Gfrast, blondes! Also es hilft jetzt nix, die Nase vom Hafi muß eine Etage tiefer, sonst wird des mit der Dressurreiterei einfach nix. Was den Hafi auch ned quälen würd. Das Mädel und mich schon. Also hab ich heut dem Blonden in 15 Minuten erklärt, wie wir das jetzt in Zukunft machen werden und dass es einfach gescheiter ist, wir einigen uns auf dieses Konzept. Zerst dacht ich mir, der checkt das nie, aber siehe da, nach einem kräftigen Workout beiderseits war er durch´s Genick. Sorry, da steh ich drauf! Dann konnte das Mädel das anfühlen und hat es sofort gecheckt und ihn in allen drei Grundgangarten und mehrheitlich den Übergängen durch´s Genick geritten. Wenn das alle so schnell checken würden… Dem Hafi war´s im Grunde auch wieder wurscht, weil wenn´s eh so einfacher geht, dann geht er halt so. Was ich an den Hafis so mag: wenn die einmal kapiert haben, daß „richtig“ leichter ist, dann machen die das stur so weiter! Der Spanier ist ein Traum in der Anlehnung. Man braucht nur die Hand hinstellen, er stellt sich dran, oben dran, in Dehnungshaltung, Zügel-aus-der-Hand-kauen bis die Nase im Sand ist, Aufrichtung alles wie man es mit der Hand einrahmt. Null problemo. Und dann schwingt der auch noch so ehrlich im Trab – einfach schön zu reiten. Aber da ist jetzt auch nicht alles einfach… so schnell und clever der ist, so schnell und clever findet der auch jede Lücke in der Deckung. Der kann eine siebenfache Schlangenlinie in 3 Galoppsprüngen, dabei ist er aber vorschriftsmäßig durchs Genick und federleicht an der Hand. Er kann mühelos auf der offenen Seite der großen Tour auf 5 Hufschlägen traben, dass man das Gefühl hat, gleich bei den Miniponys auf der Weide vorzusprechen. Dabei macht er aber nix Böses und leistet auch keinen offenen Widerstand. Er ist nur mit seinen Beinen grad schon woanders, und das wird ja wohl ned soooo schlimm sein. Wenn man dann sagt: „Schon!“, dann kann er sich blitzartig erinnern, wie´s eigentlich gehört und macht das auch alles vorschriftsmäßig. Der ist so schnell und so clever, dass es ein bisschen wie Sudoku lösen ist… Manchmal sind es leichte, dann knifflige die man nicht allein oder ohne Schummeln zusammenbringt. Aber beim Sudoku lösen tut sich im Grunde keiner weh. Und das ist auch ganz praktisch. Weil wenn man dann absteigt wird man eh wieder gebissen oder geschubst. Gfrast! Liebenswertes…
Also das mit dem Kontrastprogramm beim Reitunterricht, das war heut so ...
Aktualisiert: 29. Apr. 2018
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