Also, das mit den Jugendlichen von heute, das ist ja so:
Ich höre immer wieder – von Trainern, Richtern, Freunden, Funktionären – dass die heutige Jugend sich im Reitsport zu wenig engagiert. Da nehm ich mich selbst gar nicht aus. Man hätte hier keine qualifizierten Arbeitskräfte. Und dieses sollten die Pferdewirtschaftsschulen liefern.
Grundsätzlich tun sie das auch. Nur… die qualifizierten Arbeitskräfte bleiben nicht in dieser Branche…
Der Arbeitsmarkt ist – eben – ein Markt. Angebot und Nachfrage regulieren sich.
Einer bietet seine Arbeitsleistung an, der andere bezahlt für diese. So funktionieren Märkte. Grundsätzlich. Wenn es also mehr Leute gibt, die ihre Dienste anbieten, als solche, die die Dienste bezahlen wollen, dann… wird man für wenig Geld arbeiten müssen.
Wenn es aber mehr Leute gibt, die Arbeitskräfte – qualifizierte – brauchen und somit gerne bezahlen würden, als Leute, die ihre Arbeitskraft für Geld anbieten, dann… wird man mehr bezahlen müssen um einen davon zu ergattern.
So funktioniert Angebot und Nachfrage. Eh ganz simpel.
Wenn es viele Äpfel gibt – kann man die billig kaufen. Wenn es kaum Äpfel gibt – muß man sie teuer kaufen, sie werden zur Delikatesse. Die Erdäpfel haben uns das in der Realität grad ganz plakativ vorgeführt. Was nicht heißt, dass man nicht im Sacher trotzdem „G´röste“ zum Tafelspitz bekommt. Schließlich würde die österreichische Welt ganz einfach zusammenbrechen – vor allem für alle ausländischen Freunde der österreichischen Küche in Wien und Salzburg. Ohne Bundesregierung können wir ganz leicht sein – sieht man ja, aber bei den „G´rösten“ ist aus mit lustig!
Wenn sich jetzt die Pferdewirtschaft andauernd beklagt, dass sie keine qualifizierten Arbeitskräfte bekommen, dann… sind die vielleicht nicht attraktiv genug?
Attraktivität wird ja nicht nur durch einen Geldbetrag bestimmt. Aber ganz nebensächlich ist er auch nicht. Da sind ja der Kreativität keine Grenzen gesetzt – innerhalb der gesetzlichen Bestimmungen natürlich. Die sind ja in Österreich – zum Glück – ganz gut vorhanden. Manche finden das vielleicht mehr Pech als Glück. Auch eine Frage der Perspektive. So gibt es ja immer noch Betriebe, die mit „Working students“ ihr Glück finden möchten. Wenn man Leute findet, die für einen Apfel und ein Ei den ganzen Tag schuften und dafür ein bisschen Unterricht bekommen, aber rundum zufrieden sind… dann sollte man die auf alle Fälle einstellen! Für den, der´s mag -´s Höchste! Allerdings wird man nicht besonders viele österreichische Arbeitsrechtler finden, die einem Arbeitnehmer raten, dieses Anstellungsverhältnis dauerhaft anzustreben.
Noch mal zum Funktionieren von Märkten: da gibt es diesen schönen Begriff von der Angebotsinduzierten Nachfrage:
Wenn das Zeugs eigentlich keiner braucht, aber weil es so viel Tolles davon gibt, kauft man´s trotzdem. Man könnte jetzt diskutieren, ob die gesamte Menschheit immer schon auf Energydrinks gewartet hat? Manche – Unkundige – werden behaupten: „Nein!“ Aber siehe da: die waren so cool, so hipp, so gut und so süüüüüß, dass die Menschheit sie wie verrückt kauft. Aus Salzburger Sicht ist das ein cooles Ding. Schließlich spielen „WIR“ Championsleague und die Trakehnerzucht in Österreich ist auch belebter.
Es war nicht meine Absicht, eine Lanze für die „heutige Jugend“ zu brechen und ihr – überschaubares – Engangement zu loben. Aber es macht mir nichts aus! Ich mag die Sudderei nimmer, dass die nicht so sind wie wir damals waren. Haben unsere Omas auch schon gesagt – zu uns!
Ich hör so viele Heldengeschichten, wie viel wir – unsere Generation – nicht getan hätten, um das bisschen Reitsport betreiben zu können, das wir betrieben haben oder immer noch betreiben. Ähäm… wie weit sind wir gekommen? Also ich war „Working student“…
Unter unseren Absolventen sind heuer mindestens 10 Mädchen, die jeder Reitstall bestimmt gerne einstellen würde. Kriegen sie er aber nicht! Denn jeder Absolvent, der in der Pferdewirtschaft bleibt hat auf der Stelle 3 Jobangebote. Das sind nicht viele. Die sind gescheit, fleißig, geschickt, höflich und können ausreichend gut reiten, arbeiten, lernen, ausmisten, füttern, longieren, scheren, haben Erfahrung mit Zuchthengsten, wenn´s sein muss können die nach allen Regeln der Kunst einen Baum umschneiden, oder was zusammenschweißen, das irrtümlich auseinandergefallen ist - das machen sie vielleicht nicht freiwillig…
Auch wenn sie das alles noch nicht in Perfektion können…
Das Leben bietet viele Optionen für solche Jugendliche!
Die Pferdewirtschaft steht zu diesen Optionen in Konkurrenz. Sie könnte – oder vielleicht muss sie das sogar irgendwann – mit Angebot eine Nachfrage induzieren. Oder weiter Heldengeschichten erzählen, sofern ihr die Helden nicht mit der Zeit ausgehen.
„Wenn alles so wäre, wie es sein sollte – es wäre ein Traum!“
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