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  • AutorenbildHenni Jesch

Weltmeister Charlotte Fry und Glamourdale, GB


„Dieses Pferd hat aber auch eine sehr talentierte Dame mit da oben!“ sagte einst der Kommentator auf Clipmyhorse, wie Charlotte Fry Glamourdale zum ersten Mal auf dem großen Parkett von Ermelo in der Qualifikationsprüfung ritt. In der zweiten Prüfung ritt sie ihn schon zum Weltmeistertitel der 7jährigen Dressurpferde.

Ich habe Charlotte Fry das erste Mal registriert, wie sie mit einem riiiiieeesigen schwarzen Ungeheuer – ich glaub es hieß Big Joe – wahrscheinlich der Don Joe, den sie heute GP reitet – in Ermelo am Abreiteplatz versucht hat rundum zu kommen. Und Lottie war wohl keine 20 und winzig, wirklich winzig - mit nassem Pelzmantel vielleicht 50Kilo. Das riesige schwarze Ungeheuer war aber mäßig serviceorientiert und ging einfach immer wieder durch. Es dauerte dann stets ein bisschen, bis sich der Winzling eindrucksvoll in Erinnerung rufen konnte, aber dann wurde genauso weiter geritten. Für mich sah es eher wild aus und ich dachte: Dem Mädel muss jetzt wer helfen! Das nimmt ein Unglück!

Sie hat sich selbst geholfen und Don Joe ist heute eines der fünf selbst ausgebildeten Grand Prix Pferde von Lottie Fry. Wenn man mit 20 zum Grand Prix Pferde ausbilden anfängt, dann hat man mit 26 welche! Logisch. Rein mathematisch. Wenn sie dazwischen keiner für ganz viel Geld verkauft. Ganz allein ging das natürlich nicht, da steht schon eine der erfolgreichsten Hengststationen Hollands dahinter, mit entsprechendem Ausbilderwissen der dänischen Olympiateilnehmerin Anne van Olst.


Heute war Glamourdale unschlagbar! Da konnte Cathrine mit Vamos Amigos nicht dagegen anreiten. Sagte ich gestern noch, die Einerwechsel von Glammy könnten in Zukunft noch mehr nach vorne gehen. Das Problem hat Lottie einfach behoben, einfach! Sie ist die Einerwechsel schlichtweg mehr nach vorne geritten: 2x8,5/4x9/1x9,5. Für die Zweierwechsel – die wirklich ein Erlebnis sind! – bekam sie 5x die 10, 2x die 9. Der Starke Galopp ist unheimlich – „Glamourdale Airlines“ – 6x die 10, nur ein/e Richter/in gab eine 9. Auch für die Trabverstärkungen gab es 6x die 9 und einmal 8,5. Da kann eigentlich aktuell keiner dagegen anreiten. Gesamteindruck: 2x10/3x9,5/2x9.

Die Piaffen sind ein bisschen „normaler“ – das kann Dalera dieser Zentaurusähnlichen Kreatur vielleicht vorzeigen. Das erste Aufeinandertreffen wird spannend, aber die Grundqualität von Glammy hat Dalera nicht. Es besteht der Verdacht, dass man bei Van Olst die Piaffen bis Paris noch übt. Zum Üben scheint es dort schon eine Tendenz zu geben. Aber wie man sieht, sind sie schon lange gut genug. Ich freu mich endlich wieder auf die Zukunft im Dressursport.


Es ist jetzt wohl der ersehnte Generationenwechsel eingetreten: Die „älteste“ Einzelmedaillengewinnerin auf diesem Podium ist 31. Dinja van Liere hat wieder in gewohnter Qualität abgeliefert. Ich sehe ihr sooo gerne beim Reiten zu, obwohl man eigentlich gar nichts sieht. Das ist so faszinierend an dieser jungen Generation Ausbilderinnen: Die hocken da nur droben und sehen schön aus. So stellt sich die kleine Henni aus dem Mühlviertel das Reiten ja auch vor! Und das mag ja auch die Ostwind Fraktion sehr gerne! Aber ganz ohne Schmäh: es hat sich viel getan im Reitsport – jetzt muss man es nur noch zulassen. Aber Publikum und Richter sind längst verrückt nach Cathrine Dufours - durchaus explosiver - Art zu reiten – ohne sich zu bewegen. Wir lieben die Eleganz von Dinja und Simone Pearce. Simone hat Eleganz sowieso neu erfunden. Wer so gut ist, kann glitzern was sie will. Simone Pearce ist auch ein Vorbild für eh alle! Die hat es wirklich ganz allein geschafft und sich „einfach“ vom australischen Busch in die Weltelite der Dressurreiter getrabt (im Special 25, nach ein paar Fehlern). Und das mein ich wörtlich: wo Simone draufsitzt, ist auf einmal der 5. Gang drin. Und dann erst Lottie… die sitzt da nur oben und startet Glamourdale Airlines.


Wie sagte Cathrine in ihrer Dankesrede an ihren 19jährigen Atterupgaards Cassidy – ihr Partner in crime seit Jugendtagen (das Pferd, das nie Grand Prix gehen wird und dann bei der Euro in Göteborg plötzlich Bronze gewann!): „If you can dream it – you can do it!“


Talent ist vielleicht hilfreich, weil das kann man immer noch nicht kaufen. Schneid auch nicht.

Die Zukunft hat längst begonnen… sie wird auch nach Österreich kommen.

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