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Mit Genie und Wahnsinn ist das so...


Theresas Chequito ist ja jetzt doch in endgültige Pension gegangen. Da gab´s ja schon mehrere Anläufe, die er auf verschiedenste Arten immer wieder vereiteln konnte.

Mit Chequito war einfach nix jemals so, wie es hätte sein sollen, wenn man es vorschriftsmässig macht. Weil Cequito die halbe Zeit damit beschäftigt war Blödsinn zu machen und dabei immer wieder irgendwas kaputt gemacht hat. Meist sich selbst und immer wieder auch seine Reiterin. Chequito war Genie und Wahnsinn.

Er hat Theresa nie im Parcours abgesetzt – aber auf absolut jedem Abreiteplatz. Sie meinte heute, sie könnte jeden Abreiteplatz am Geschmack des Sandes und am Aufprallgefühl erkennen. Aber wenn er ausgebuckelt hatte, dann sprang er über´s M und auch über´s S. Er ging sogar mal im Großen Preis. So ein Pferd kann man sich als junges Mädel aus normalen Verhältnissen normal nicht kaufen – wenn´s nicht ein paar special effects hat. Und die hatte Cequito. Wir haben uns immer wieder gefragt, warum man sie nach Jahren noch beim Aufsteigen anführen mußte, wenn sie am Wochenende über´s S springt? Aber aufsteigen und losreiten war immer wieder spannend. Der konnte einen Buckel aufschieben, daß Theresa wie auf einem Spitz saß und binnen Sekunden wie vom Katapult abgeschossen wurde. Und das ging ganz unspektakulär und fast lautlos. Ich kann mich an einmal erinnern, wo ich in der Halle vom Aufsteigschemel weggaloppierte und folglich nicht nach hinten sah. Es machte kurz „plopp“ hinter mir, wie wenn man einen Sekt entkorkt und Theresa saß am Boden und Cequito striff gelangweilt im Schritt umher. „Henni, bitte ruaf an Krongawagn, i hob ma scho wieda des Schlüsslboa brocha! Aba sag, daß i ned mitm Hubschrauba fliag!“ OK. Moch ma.

Das Schlüsselbein hatte sie sich mit dem Pferd davor – dem völlig verrückten Pollyfanten -Königin der Zeitspringen - auch mal über einer Tripplebarre gebrochen. Also schlußendlich war sie dann unter der Tripplebarre, weil der verrückte Polyfant die Füß ned richtig ausgefahren hatte, der Pollyfant war wohl zu dem Schluß gekommen, daß man im Stechen Zeit sparen kann, wenn man die Füß hint laßt. In Cequitos Schlüsselbeincausa wollt sie gleich am Boden „floka“ bleibn, bis die freundlichen Herren mit dem auffälligen Auto anrücken und sie da hint nei schiebn. Nur mitm Hubschrauber wollt´s einfach nicht abgeholt werden, da sie ja zum Unfallchirurgen ihres Vertrauens gebracht werden wollte, wo sie IMMER hinfährt, wenn sie sich beim Reiten ein und dasselbe Schlüsselbein bricht. Der Chirurg ist ja schon lang nicht mehr verwundert, wenn Reiter irgendwie zerstört kommen und nur fragen, wann sie denn wieder reiten könnten. Aber ein bisschen hat er sich vielleicht schon gefragt, warum sie sich denn nicht endlich ein Pferd zulegt, daß ihr NICHT das Schlüsselbein bricht – oder vielleicht überhaupt nicht einmal irgendwas bricht?

Also Cequito wurde lang ablongiert und dann auch noch angeführt. Turniere mußten ein bißchen nach vorhandenem Longiermöglichkeiten ausgesucht werden, notfalls auch im hüfthohen Gras, sonst war´s eine sichere Flugnummer am Abreiteplatz. Im Parcours war er zuverlässig und geschickt und mit wirklich vorzüglicher Manier ausgestattet. Cequito war auch dressurmässig sehr gut gearbeitet. Das ist schon über weite Strecken Theresas eigener Ausbildung zuzuschreiben, da sie für einen Springreiter wahnsinnig schön sitzt und sehr konzentriert reitet. Später hat ihm Sandra dann noch viele Dressurlektionen beigebracht. Im Grunde war er ja rittig und gelehrig, aber halt nicht gleich am Anfang.

Wie kommt man zu so einem wahnsinnigen Genie? Theresa hat eigentlich gar kein Pferd gesucht. Sie war bloß mit einer Freundin mit beim Pferdehändler, weil sich die ein Pferd ansehen wollte. Und da war dieser Schimmel…. Der angeblich toll springt – wenn man oben bleibt. Völlig klar – wenn´s komplex ist, vielleicht sogar verrückt, dann muß man da drauf! Das erste Mal war auch recht unspektakulär. Und Cequito gab ihr das Gefühl, wie es sein müßte, wenn´s perfekt ist. Genauso! Dann gab´s das Angebot vom Händler, daß sie ihn auf einem Wochenendkurs bei einem Springtrainer reiten könnte. Offensichtlich hatte er schon den Eindruck, wenn das zu unüberlegt über die Bühne geht, dann kriegt er ihn wieder zurück. Vielleicht so ein Bumerangpferd, das immer wieder kommt? Na, bei dem Kurs wurde dann draußen geritten. Auf die Frage, ob das Pferd denn schon mal auf dem Außenplatz war, hieß es: „Ja, aber letztes Jahr.“ Also wahrscheinlich nicht. Na, wird schon gehen. Ja…es dürft schon eine Runde gewesen sein. „Plopp“. Und weil Chequito dann so schön am Außenplatz rumfetzte, haben die anderen beiden Pferde sich auch des Reiters entledigt und eine nette Herdenstampede draus gemacht. Wie man dann irgendwann wieder alle eingefangen und wieder erklommen hatte, konnte man rausfinden, daß der wirklich gut springen konnte - auch über Hindernisse. Natürlich zog das Genie nach Holzhausen. Der Pollyfant fand einen Job, wo sie sich einer mehr ins Private gehenden Tätigkeit widmen konnte. Freizeitpferd. Solang keine Stangen am Boden lagen, konnt der Pollyfant eh konsturktiv mit dem Reitsport umgehen. Wenn Hindernisstangen am Boden rumlagen, war das für Polly einfach nicht richtig, da hat sie sich nicht ausgekannt: Stangen gehören in die Auflage und sollten dort auch bleiben. Man muß sich ja auch richtig lang machen, wenn man 6 Bodenricks auf einmal überwinden will. 6 Stangen in einem Oxer sind ja gleich überwunden. Der Pollyfant war… eigen in seiner Denkweise. Aber niemand war in A und L Springen schneller als Polly Pocket.

Chequito konnte eigentlich alles: schnell, langsam, groß, klein, bunt und einfärbig. Allerdings war er gesundheitlich nicht der widerstandsfähigste. Da muß man aber auch bemerken, daß er einfach ganz andere Figuren zsamgesprungen ist als jeder andere. Er konnt auch nicht einfach brav auf der Koppel rumstehen und Wiese einwerfen, er mußte immer wieder Handstand Überschlag mit Schraube machen. Dann war er halt leider wieder platt. Und wenn du einen hast, der bockt wia d´Sau, dann freust dich immer wieder wenn du ihn nach 3 Monaten Schritt führen wieder anfangen kannst zu reiten – ohne ablongieren. Führzügelklasse mit schärfster Bewaffnung- wegen dem Schlüsselbein wär´s gwesen – nur für die Halsringfraktion.

Chequito hätte vor einem Jahr schon mal in Pension gehen sollen. Da er aber bezüglich seiner Sozialkompetenz etwas ungeschickt ist… haut meist er zerst die anderen Pferde auf der Weide und dann hauen die ihn. Eigentlich ganz logisch. Nur war dann Chequitos Griffelbein gebrochen, von den Norikern, die ihn nicht auf ihrer Seite des Zauns haben wollten, was sie möglicherweise auch begründen konnten. Sie haben´s gelöst, wie Noriker Probleme lösen und haben ihn umgerannt und sich einfach draufgestellt. Naja… dann hat Theresa ihm einen Klinikaufenthalt in München gesponsert und ein weiteres halben Jahr 5 Sternehotel in Holzhausen. Es war also in keinster Weise die Retourkutsche für das Schlüsselbein, denn das hatte ja eine E-Card im Gegensatz zum Griffelbein. Cequito ist jetzt wieder fit und kann jetzt in Pension gehen. Er bekommt aber jetzt Hasen zur Gesellschaft, zu denen ist er ganz lieb und sie scheinen ihm auch nix zu brechen. Pferde gibt´s dort schon auch, keine Sorge. Hasen und Hühner sind jetzt mal eine gute direkte Gesellschaft, selbst wenn sie meist keine eigene Ecard haben.

Einen Nachfolger für Chequito zu finden war nicht ganz einfach… wie soll man ein wahnsinniges Genie ersetzen?

Aber jetzt gibt´s eine Nachfolgerin. Wieder ein ganz besonderes Pferd: die kleine Springmaus Cassia. Nur 1.58 m groß, aber eigentlich das perfekte Springpferd. Und die ist brav! Und gar nicht verrückt. Außerdem weiß sie nicht, dass sie klein ist… sie springt einfach wie ein Große. Hat mal eben mit 8.5 die Springpferdeprüfung gewonnen. Vermutlich werden wir von ihr noch lesen…

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