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“Wenn du das Schleiferl willst - dann übst du einfach mehr!”


Ein Zitat von Cindy Ishoy, kanadischer Trainerin und Reiterin.


Also, ich weiß ja nicht, …. Aber ich glaub, daß das mit dem Sport so geht, dass man eine Bewegung - die man gerne in Perfektion ausführen möchte – ganz viel übt, sich die nötige Kraft, Kondition, Koordination und Beweglichkeit aneignet, also antrainiert, um die Bewegung dann irgendwann auch mit Leichtigkeit und Präzision ausführen zu können. Sofern die Natur noch so nett war einen mit dem nötigen Bewegungsgeschickt - auch Talent genannt – auszustatten. Das Talent ist der Faktor auf den man mässigen Einfluss hat. Üben hilft allemal, denn ein Talent ohne Fleiß und Schneid ist auch nicht so viel mehr als ein Plumperquatsch.

Wenn man jetzt die Bewegung gar nicht ausführt, weil man das eben grade nicht möchte, dann wird´s eventuell so sein, daß man die dann gar nicht kann, wenn man dann doch möchte?

Hier mag jetzt einer sagen: „Ich kann auch ohne üben, weil ich hab ja Talent!“ Aha… Läßt das dann den Rückschluß zu, dass Marcel Hirscher, Isabell Werth oder Cristiano Ronaldo einfach zuwenig talentiert sind um ohne tägliches stundenlanges Training auszukommen? Sind die bloß zu doof, es ohne zu können?

Jetzt hör ich schon das Argument: „Aber so gut wie die will ich ja eh nicht werden!“ Da kann ich jetzt alle beruhigen: Das wird eh nicht passieren!

Wäre ja auch ganz doof und umständlich, wenn man nur komot rumhängen will und plötzlich ist man Weltspitze – nur in was? Also ich glaub, den Problemkreis im Sport auf einmal total gut zu sein, ohne es zu wollen - können wir vernachlässigen. Wenn man das jetzt mathematisch betrachtet: gibt es einen proportionalen Zusammenhang zwischen Üben und Erfolg? Wenn ich nur ein Achtel so viel üb wie Cristiano… bin ich dann auch genauso gut, wie ein Achtel seines Ergebnisses? Ich fürchte, das geht sich auch ned aus – unpraktischerweise. Ich würde eher einen indirekt proportionalen Zugang überdenken: x-mal so viel üben und ein X-tel an Effekt erzielen. Vermutlich gibt es keine allgemeingültige Gleichung.

Wenn man die Bewegung, die im Wettkampf bewertet wird – wie auch immer – übt und perfektioniert, könnte es durchaus sein, daß man sie dann auch kann. Dass man sie einfach kann, ohne sie ganz oft zu üben, ist unwahrscheinlich. Das erkennt man dann ganz einfach daran, daß man höhere Noten kriegt, schneller ist, höher springt, weniger Fehler macht oder öfter den Ball dorthin schafft, wo er laut Reglement sein soll. Wenn man nie versucht den Ball im Training in einem Tor unterzubringen, ist die Wahrscheinlichkeit, daß man das im Spiel kann – denkbar gering. Wird aber wurscht sein, weil einen eh niemand aufstellt. Wenn man nie trainiert mit Schiern rund um Slalomstangen zu fahren, wird man wahrscheinlich im Wettkampf nicht rundumfinden. Bei der Abfahrt kommt´s nicht auf, weil da is ma eh mausetot, wenn der Oberschenkel das nicht halten kann. Regelt sich von selbst auf der Streif.

Und beim Reiten? Wenn der Bereiter drauf sitzt und alle notwendigen Bewegungen auf dem Pferd 1000x ausführt, während der Besitzer von der Tribüne aus filmt, oder sich das Video gar auf die Couch schicken läßt? Dann übt der Bereiter das Ausführen der Bewegung – der konnt´s eh vorher schon. Deswegen sitzt er ja drauf! Kraft, Kondition, Koordination und Präzision übt er den ganzen Tag. Deswegen kann er´s ja auch gut – weil er/sie es pausenlos ausführt, also übt. Jahrelang, täglich, vielfach. Das erkennt man auch daran, dass er im Bewerb meist die besseren Noten hat.

Wie führt jetzt der, der auf der Couch sitzt oder eh ganz eifrig auf der Tribüne zusieht, die Bewegung genauso gut aus, wie der, der es jeden Tag 1000x macht? Wenn der eigentliche Sportler die Bewegung gar nicht ausführt, weil sie ja der Bereiter ausführt? Wie geht das? Ich versteh die Logik nicht!

Marcel schickt ja auch nicht den Trainer mit seinen Schiern durch den Slalom, damit das nachher besser geht? Cristiano läßt auch nicht den Ballbuben die Tore schießen, damit die Bälle nachher den Weg finden? Und: sie finden den Weg nicht!

Daß einer, der´s kann, dem Pferd Neues beibringt, oder Probleme löst – macht schon mal Sinn. Wenn der eigentliche Reiter – der eigentliche Sportler – im Training bleibt und anderswo oder zumindest gleich wieder die Bewegung ausführt, quasi übt. Oft! Oder zumindest mal überhaupt irgendeine Bewegung ausführt!

Also Marcel wird nicht von der Couch aus zusehen, wie seine Schi den Slalomhang in Schladming runterfahren. Isabell muß man wahrscheinlich sedieren, wenn sie wem zusehen muß, der mit ihren Pferden versucht einen GP zu reiten. Für Cristiano braucht man dazu wahrscheinlich so ein Betäubungsgewehr, mit dem man aus dem Zoo ausgebüchste Geparden wieder einfängt.

Jaja, man will eh nicht soo gut werden, nur ein bisschen gut. Ja, eh! Die Gefahr zu gut zu werden ist eh überschaubar.

Wie geht das dann beim Reiten? Merkt das Pferd jetzt tatsächlich weniger als der Fußball? Ich fürchte der Zosse checkt das, daß da einer oben ist, der es nicht so gut kann wie der Profi. Weil der das nicht übt und damit keine Kraft, keine Kondition, kein ausreichendes Bewegungsgeschick, keine Routine und keine anwendbaren Erfahrungswerte hat. Bleibt die Hoffnung, daß der gute Zosse Mitgefühl hat und den Reiter rausreißt… und manchmal passiert das ja auch… eine Zeit lang.

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