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das mit dem Haflinger und Norikerturnier, das war so:


Der Winklhof veranstaltet ja jedes Jahr das erste Turnier des Haflinger- und Norikercups. Die zweite Klasse Pferdewirtschaftsschüler ist Veranstalter und muss auch organisatorisch alles auf die Reihe kriegen. Sinnvollerweise so, dass es dann auch alles funktioniert. Dazu haben sie ja auch Unterstützung von den Pferdewirtschaftslehrern, die das ja schon mal gemacht haben.

Die 3 Klassler dürfen dann mitreiten, wenn sich denn welche besonders dafür eignen und auch den nötigen Ehrgeiz aufbringen, zusätzliches Training für´s Turnier in den Osterferien und an Wochenenden unterzubringen. Der Stundenplan unserer Haflinger und Noriker ist ja ziemlich voll, deswegen kann im normalen Schulalltag nicht auch noch extra Training untergebracht werden. Und wer wild entschlossen ist, Ruhm und Ehre im reitsportlichen Wettkampf zu erstreiten – der kann auch in den Ferien üben. Die Haflinger sind ja grundsätzlich auch der Meinung, dass sie Osterferien haben, aber für den roten Eimer mit Hafer laufen sie auch am Karfreitag eine A-Dressur. Ob Feiertag oder nicht, ist jetzt im Verhältnis zur sinngebenden Bedeutung des roten Eimers, nebensächlich.

Leider hat sich unser Starhaflinger Nepomuk noch kurzfristig in den Krankenstand befördert, weil er durch oder über den Zaun springen oder klettern musste, aus Gründen die er nicht näher darlegen wollte. Dabei hat er sich am Rücken verletzt und kann jetzt für einige Zeit keinen Sattel tragen. Wahrscheinlich spielte bei seinen Ausflugsbestrebungen die Tatsache eine Rolle, dass uns die Haflinger und Noriker im Auslauf durcheinandergekommen sind. Und obwohl im Grunde keiner Rassist ist, haben die gewichtigen Damen – liebevoll die „Dicken“ genannt – einfache Argumentationsstrategien: „Gehst du nicht weg – mach ich dich platt!“ Die Haflingerwallache kennen die Ernsthaftigkeit dieser Ankündigungen der Norikerdamen von den gemeinsamen Almsommern. So schien es dem pfiffigen Nepomuk offensichtlich eine sinnvolle Lösung zu sein, durch den Zaun zu gehen und im Nebeneffekt auf die grüne Wiese zu entweichen und von dort den „Dicken“ huldvoll zu winken – mit vollem Maul. Nepomuk kann bekanntlich lesen und schreiben und eben auch springen. Das mit dem Springen ist amtlich, da er eigentlich jedes Jahr ganz nebenbei das Stilspringen gewinnt. Es ist ihm auch egal, wen er dazu mitnimmt. Er macht das einfach so wie´s gehört und das passt für normal. Er hört nicht immer genau dem Reiter zu – was eine seiner allerwertvollsten Eigenschaften ist! Er macht das so, wie er das für richtig hält und das hat auch schon zu sehr vielen positiven Prüfungsergebnissen geführt. Viele andere Pferde machen ja das, was der Reiter sagt, aber nicht immer ist das auch erfolgsgekrönt. Deswegen ist Nepomuk ja auch der Superstar. Man kann jetzt aber auch nicht sagen, dass er ein Selbstläufer ist. Man muss nämlich erstmal mit Nepomuk um die Kurve kommen. Deswegen war das Dressurreiten mit ihm jetzt gar nicht so beliebt. Er fand außenrum die Wand entlang ist völlig ausreichend und wie der Parcours geht, das merkt er sich eh gleich mal. Es brauchte also jetzt durchaus einen entschlossenen und erfahrenen Reiter, der auf freundliche Art darauf besteht, dass der Haflinger um die Kurve geht. Diese entsprechend routininerte Dressurreiterin gibt´s ja zum Glück grad und deswegen lief der liebe Nepomuk nach ein paar Wochen Training auch wirklich ganz toll. Ich hätte mir eigentlich schon ein bisschen ausgerechnet, dass Pia und Nepomuk da um den Sieg in der Dressur mitreiten. Das Springen richtet sich Nepomuk eh üblicherweise wie er es braucht. Sarah wäre ihn im Lizenzfreien geritten und Pia in der A- Dressur. Und in der A Dressur beim Haflingercup darfst üblicherweise schon ein bisschen zureiten, wennst mitreden willst. Und dann hat der liebe Nepomuk einfach die Agenden an seine jüngeren Kollegen übergeben und von der Paddockbox aus das Turnier verfolgt.

Also musste jetzt Wotan als Speerspitze einspringen. Da hat noch kurzfristig die geplante Reiterin sich anderwertig selbst verplant und eigentlich hätte Wotan 2x lizenzfrei gehen sollen, einmal mit Angi, die auch die ganzen Ferien mit ihm geübt hat, und einmal mit Theresa – auch kurzfristig. Dann hat aber doch glatt Theresa den Großmut bewiesen und Pia, die so viel mit Nepomuk geübt hat, den Wotan angeboten, da sie, Theresa, ja eh noch die dicke Rommi durch den Norikerbewerb reitet. Das muss man echt mal Sportsgeist nennen. Das ist nicht selbstverständlich!

Es war dann ganz geschickt, dass ein routinierter Prüfungsreiter auf dem Angsthasen Wotan saß, da er entschlossen war, in diesem Viereck NICHT im Kreis rum zu laufen! Wotan sah in jeder Ecke einen Säbelzahntiger, vor allem in den Lautsprechern und den Richterhäuseln. Also Ortsansässige haben wir ja den Vorteil, dass wir am Freitag in aller Ruhe am Viereck reiten konnten und das war für Wotan auch sehr wichtig, sonst wäre es ganz schwierig gewesen, im Lizenzfreien überhaupt rundum zu kommen. Wobei ihm keiner abnimmt, dass er so von Furcht geplagt wird, sondern eher, dass er sich so lang blöd anzustellen gedenkt, bis die mit dem Turnierblödsinn aufhören. Aber da hat er nicht mit Angi und Pia gerechnet, denn die waren mehr als entschlossen A-Dressur zu reiten. Letztes Jahr ist er noch AUS dem Viereck gesprungen – ganz verkehrt! – heuer ist er nur mehr einmal in seiner Not INS Viereck REIN gesprungen – und da gehört er ja auch hin! Die erste Starterin im Lizenzfreien, das war Angi, hatte es da noch ein bißchen schwerer ihn in der Spur zu halten und dann hat er im Linksgalopp mal ganz gewaltig die Füsse verwechselt und in völlig falscher Reihenfolge auf den Boden gestellt. Das hat die Wertnote dann leider sehr gedrückt, trotzdem war es eine gute Vorstellung.

Völlig andere Herangehensweise zur A-Dressur hatte unser Maxi, mit ganzem Namen „Starello“. Der hat erkannt: wenn man einfach nur macht was die wollen, nicht links und rechts schaut und auch noch ein bißchen die Birne schön hinhält, dann rücken die gleichmal den roten Eimer raus und sind auch sonst recht zutraulich. Er lief zwei ganz brave Runden im Lizenzfreien mit Lara und Charlotte und war auch mit beiden platziert. Jetzt hat der Maxi halt besonders kurze Füß´ und ist in Allgemeinen Erscheinungsbild nicht der Leichtfüssigste, deswegen geht der Vorstellung dann ein bisschen die Leichtigkeit ab und zum Siegen reicht´s halt nicht. Aber der, bei dem die Leichtigkeit im Überfluß vorhanden wäre, der stand ja am Paddock und sah zu, weil er dringend den dicken Damen davonrennen musste. Flasche!

Maxi ließ sich dann in der Siegerehrung von Fahrpferd Holly doubeln, da er ja schlecht zur gleichen Zeit zwei Ehrenrunden galoppieren kann. Holly war jetzt nicht ganz im Bilde, wie sie ohne Leistung zur Ehrung kam? Sie war für´s Kinderponyreiten eingeteilt und das paßt ihr ja auch: Bewundert werden, ohne viel rumzulaufen. Sie durfte dann kurzfristig eine Ehrenrunde galoppieren, wobei sie rechtsrum galoppieren ja sowieso nicht besonders gut kann. Gar nicht verstanden hat die Herdenchefin der Haflingergang am Winklhof, warum sie da mittendrin stehen und laufen soll? Sie wollte nach rechts außen, weil da ist vorn! Da wird sie ein bißchen üben müssen.

Eine der dicken Damen hatte ja auch einen Auftrag als Dressurpferd. Rommi ging mit Theresa die Norikeraufgabe. Das mit dem Galoppieren findet sie nicht so cool, da schlägt sie meist recht angewidert aus, deswegen war ich der Meinung, wir sparen uns und ihr das Gehopse. Ganz verstanden hatte Rommi das mit Ruhm und Ehre im sportlichen Wettkampf nicht, denn sie blieb in der Ecke wo es zum Stall ging einfach stehen und fand das so auch ok. Theresa musste sich furchtbar abmühen, die Dicke irgendwie wieder weiter zu kriegen. Aber so sind´s halt, die dicken Damen.

Charlotte hatte auch ihren schönen Harry wieder mit, liebevoll „der Fette“ genannt. Er ist wirklich „viel“ Pferd. Aber sehr charmant. Es macht ihm jetzt auch nichts aus, dass jemand möchte, dass er durch´s Genick geht. Das versteht er zu ignorieren oder macht etwas daraus, das er für „durch´s Genick“ gehen hält. Allerdings muss man jetzt zu seiner Verteidigung sagen, dass „der Fette“ dieses Genick ja wirklich nicht einfach zusammenfalten kann. Er wurde mit einer sehr harmonischen und gleichmässigen Vorstellung eh Dritter. Das reicht dem fetten Harry auch! Mehr Ruhm und Ehre braucht er gar nicht. Von außergewöhnlichem Talent ist er ja als Kutschpferd, wie sich 3 Tage später rausstellte. Da zieht er einfach an! Er zieht einfach alles: den Wagen, die Leute drauf und den Noriker, den man dazugehängt hat, den zieht er auch einfach mit, wurscht ob der mitwill.

Den Glanzpunkt setzten dann aber Pia und Wotan, die die A-Dressur überzeugend gewannen. Da hat der leicht renitente Wotan beim Abreiten erkannt: es hilft jetzt nur Füß hoch und vor, die gibt sonst ka Ruh´! Er hat sich nichtmal mehr getraut überhaupt übers Rausspringen nachzudenken. Ihm war plötzlich klar, dass er sehr gerne hier A-Dressur laufen möchte. Das war dann eine wirklich präzise Nummer, routiniert auf den Millimeter geritten und das wurde dann auch mit dem Sieg belohnt.

Die erste Abteilung hat auch eine Winklhoferin gewonnen. Sie war eigentlich Turniersieger, denn sie hat eigentlich fast alles gewonnen, was sie geritten ist: Luisa und ihr eigener Number One. Die beiden sind völlig unaufgeregt, einfach nur ordentlich und korrekt sowohl Springen und auch Dressur geritten und das war dann auch höchst erfolgreich. Dazu kann ich nichtmal eine Geschichte erzählen, weil das einfach ohne Schnörkel schön geritten war.

Beim Springen haben sich die Hafidamen von Lydia und Clarissa ja nicht besonders mit Ruhm bekleckert. Ich glaub, die haben einfach von vorneherein beschlossen, sich mit dem nassen Boden und dem Schneeregen überhaupt nicht zu bekleckern. Sie haben bloß die blonden Nasen gerümpft und sind allerhöchstens auf Zehenspitzen bis zum ersten Sprung getrippelt und haben den Rest der sportlichen Aktivität, ganz unabhängig von der Möglichkeit Ruhm und Ehre zu erstreiten, schlichtweg verweigert. Erklär einer mal einer selbstbewußten Hafidame, dass sie sich jetzt die weißen Hüfchen und den shampoonierten Schweif im Schneeregen eines grausigen Maitages in den Latschen eines Springparcours schmutzig machen sollen. Denkste!

Zu besonderer Erkenntnis hat dann noch das Studium des Dressurprotokolls der Norikerdressur geführt. Und somit ist durchaus ein bleibender Wert dieser kalten Maitage zu vermerken:

So stand immer wieder bei den Norikern im Protokoll: „LB verbessern“. Linksbiegung haben die findigen Pferdesportler übersetzt. Aber Teufelauch! Jetzt ist der dicke Zausel eh links schon so hohl und hält die ganze Zeit die Nase nach links. Noch mehr Linksbiegung? Na gut, wenn´s sein muss. Also im nächsten Bewerb noch deutlicher nach links gestellt, damit´s auch wirklich jeder sieht. Dann steht da wieder „LB verbessern!“, aber dieses Mal mit deutlichem Rufzeichen. Na Herrschaftszeiten, was denn jetzt noch? Bis die Reitlehrerin aufklären konnte, dass die „Längsbiegung“ gefragt wäre – was beide Seiten impliziert. Allerdings… kann man als Dressurrichter nichts falsch machen, wenn man in ein Protokoll schreibt, dass man bei einem Noriker die Längsbiegung verbessern soll… Das ist auf alle Fälle mal richtig! Wenn ich mir jetzt vorstelle, wie Lotte ihren lieben „Fetten“ um das innere Bein biegt und er dann geschmeidig um die 8m Tour – das ist ein ziemlich kleiner Kringel – federt… dann geht mir die Fantasie aus. Dem Harry – dem „Fetten“ – auch! Der zieht lieber mal noch zwei Noriker mehr mit der Kutsche mit, die nicht laufen wollen. Ist ihm eh wurscht was die wollen! So wie dieses lästige Ding da, das Insekt! Ja, das, das da immer so innen piekst beim Reiten – ja genau: das mit dem inneren Schenkel… das mit dem roten Eimer…

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