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Am Ende meiner Reise... war das so:


Und ganz am Ende meiner wunderbaren Reise zu den World Championships Young dressage horses hat mir das Leben noch eine ganz simple Lektion erteilt. Und das war so…

Bei diesen Weltmeisterschaften der Dressurpferde sind ja so ziemlich ganz viele reiche Leute. Jetzt sind nicht alle total reich, aber gut situiert. Hilft ja nix. Wird sonst nix.


Die Österreicher, die da teilgenommen haben, sind eher mehr als weniger reich, sonst wird’s ja schon gar nix. Zuseher waren aus Österreich… ich! Und jetzt hab ich noch von wem gehört, der sonntags war. Sonst noch wer? Macht ja nix. Das Interesse an den schönen Pferden und dem guten Reiten ist also überschaubar. Spart vielleicht auch viel Ungemach, wenn man sich gar nicht erst interessiert.


Ich bin alleine gereist. Bin ja schon groß. Ist kein Problem. Ich hab in den 4 Tagen dreimal ein kurzes Gespräch mit Leuten vom österreichischen Team geführt. Das hab ich durch heftiges Grüßen bekannter Personen ausgelöst. Ansonsten… kein Wort. Wobei die Kellner im Hotel sich bemüht haben meine Wünsche zu erfüllen, sofern ich bemerkt wurde. Ich habe also in 4 Tagen mit niemandem gesprochen.

Ich spreche recht gut Englisch, Deutsch auch, meist halt österreichisch, aber das kann man ja leicht übersetzten. Ein paar Brocken spanisch könnt ich jetzt auch schon, aber da trau ich mich nicht. Ich falle nicht unangenehm auf – denke ich. Ich kann mich benehmen. „Bitte“ und „Danke“ richtigrum anwenden, sogar „Grüßgott“ und „auf Wiedersehen“ kann ich! Ich bin IMMER freundlich, vielleicht manchmal äußerst sarkastisch, aber freundlich. „Sei mutig und freundlich!“ sagte die gute Fee zu Cinderella. Ich find sie hat recht.


Nachdem ich von dieser Veranstaltung der Reichen und Schönen in Ermelo aus Amsterdam kommend wieder in Wien gelandet war und es endlich einmal geschafft hatte den Nachtzug nach Salzburg zu erreichen…

Und dann war ich mit dem illustren Publikum eines Nachtzuges von Budapest nach Zürich konfrontiert. Aber das ist eine andere Geschichte und wurde schon eine andermal erzählt.

Natürlich kam ich mir dabei unheimlich gut vor, wie ich mit dem Notebook im Flieger meine Notizen geschrieben habe. Und wollte das im Zug fortführen. Hab ich auch, aber es war irgendwie „anders“ als geplant.


Neben mir im Gang stand ein älterer Herr aus Wien. Alles andere als elegant gekleidet. Aber er war gekleidet. Also er hatte was an, sogar Luft- und Wasserdurchlässige Schlapfen und einen kleinen Rucksack mit. Und mein versnobbter Eindruck war als erstes: „Was ist das für einer? Sicher so ein berufsgrantiger Wiener.“


Und der Herr war ein Ausbund an Freundlichkeit und Höflichkeit. Er hat mir alle Fahrpläne erklärt, hat mir immer wieder vorgezählt, wie weit es denn jetzt noch nach Salzburg wäre, hat mich immer informiert, wenn wieder einer vorbeikommt und ich mich, mein Notebook, mein Flugköfferchen zur Seite schlichten musste. Schließlich musste die Bassgeige ja immer wieder irgendwohin. Ja, echt. Eine Bassgeige. Da würd ich auch eher Flöte spielen, bevor ich mit der Bassgeige auf Reisen gehe.

Der Wiener hat sich sehr gefreut, wenn ich das Wort an ihn gerichtet habe und hat Ruhe gegeben, wenn ich in dieser Maschine rumgetippt hab. Ich hab ihn gefragt, ob er ein Foto von mir mit Notebook am Gang des Nachtzuges mit den Hängematte-Dreadlocks Trampern im Hintergrund machen könnte? Das Handy hat er falschrum angegriffen, weil sowas hatte er noch nie in der Hand.


Nachdem wir ja viele Stunden miteinander Zug gefahren sind, hab ich mich dann auch interessiert, was er eigentlich in dem Nachtzug macht? Er hat nicht geschlafen, war die ganze Zeit topfit. Hat aufgepasst, dass er der indischen Tramperin – oder was auch immer sie war – die unter seinem Klappsessel mit dem Kopf gelegen ist, nicht draufsteigt. Die Hängematten Typen waren ja super aufgeräumt. Die haben sich ja einfach mit 2 Strohschnürrln die Hängematte an die Haltegriffe gehängt und gepennt wie sediert. Es war aber eben ein Stockbettsystem, wo drunter auch noch welche rumlagen. Die lagen da richtig rum. Mir würd so grausen! Aber denen war das komplett egal!!! Mir viel kurz ein, dass die Pferde aus Ermelo sicher gerade in ihren klimatisierten LKWs, bandagiert und zugedeckt durch ganz Europa nach Hause fahren, permanent überwacht von Kameras und Grooms.


Aber der freundliche Herr war nichtmal beruflich unterwegs. Er fährt nach Innsbruck um einen Ausflug zu machen. Wenn er mit dem Nachtzug fährt, hat er den ganzen Tag in Innsbruck. Er hat sich ein OBB Jahresticket geleistet, mit dem er so viel er will in Österreich herumfahren darf! Er könnte sogar einen Sitzplatz reservieren! Ohne dass es was kostet! Aber der Schalter am Bahnhof war jetzt am Abend schon zu. Online ist nicht. Heuer ist er schon 1700 km in Österreich herum gefahren. Er hat so viele Ausflüge gemacht. Er war in Kufstein, in Kitzbühel, in Salzburg mehrmals. So schön. Und das kostet irgendwas mit 300 Euro. Da kann er so viel fahren wie er will! Voll der Glückspilz also!


Mein Flugticket mit Bahn hat das in etwa auch gekostet… aber ich hab nicht im Zug geschlafen, sondern im Hotel. Die Variante gibt es für ihn nicht, scheint mir. Er fährt immer die Nacht durch, dann hat er einen Tag für einen Ausflug.


Ich hätte ihn gerne in den Speisewagen eingeladen, weil er der erste Mensch in 4 Tagen war, der so freundlich und interessiert mit mir gesprochen hat… aber es gab ja nur 3 überfüllte Wagons und 3 Liegewägen. Ich glaub nicht, dass Speisewagen sein Standardprogramm ist. Ich weiß nichtmal wie er heißt… aber er war sehr nett.


… und plötzlich hab ich mich für die Arroganz der Gesellschaft, aus der ich grade kam, geschämt…

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