Es kam ja in der Vergangenheit immer wieder mal zu durchaus bemerkenswerten Turnierergebnissen und vermutlich wird es auch immer wieder solche geben…
Weil das schöne Weiße sich manchmal einfach nur in die Mitte des Reitplatzes stellen möchte, um von dort sein Reich und seine Untertanen zu betrachten – und natürlich um gebührend bewundert zu werden. Und dieses Vorhaben kann man ihm an diesem Tag dann auch nicht ausreden. Ich hätte das jetzt viele Jahre lang versucht, aber es ist zwecklos.
Der Hengst plärrt nicht, er brazzelt nicht, er steigt nicht, er geht nicht durch, er steht nur wie ein Denkmal und reckt die Nase in die Luft. Man kann ihn auch problemlos reiten – Schritt, Trab, Galopp alles Mögliche, er ist auch dem Reitsport gegenüber nicht grundsätzlich feindlich gesinnt – nur die Nase nimmt er nicht runter. Absolut gar nicht! Man kann stundenlang ausreiten, springen, galoppieren, in jeder Gangart im Kreis reiten, alles – nur Dressurreiten kann man dann nicht! Wenn ich dann noch – ganz egoistisch meine Ziele verfolgend – mit einer Wechselhilfe komme, dann erzählt er mir noch etwas von Majestätsbeleidigung bis zur Tierquälerei.
Und an solchen Tagen kann man am Turnier keine M Dressur reiten. Hmmm… es ist vielleicht auch eine Frage der Perspektive, wer hier überhaupt ein Problem hat? Ich glaube, er hat keins mit mir – solange die Nase oben ist und er sein Reich überblickt. Ich bin da wesentlich unentspannter, aber das macht der Hengst an dem Tag ganz und gar zu meinem Problem.
Ich glaub aber sogar, daß ich nicht der einzige Hengstreiter bin, der solche Sorgen hat. Ich kann mich an eine grandiose Vorstellung von Patrik Kittel und Watermill Scandic in München erinnern. Der Grand Prix war einfach nur toll! Die Beiden haben haushoch gewonnen und es war die pure Harmonie und Dynamik. Am nächsten Tag bin ich wieder nach München gefahren um die schöne Depeche Mode Kür zu sehen. Patrik ritt ein – und dann hat das Kennerauge gesehen, wie der Hengst dagegen drückte im Halt und sich groß machte. Dann hat sich der Reiter mal ordentlich angeschnallt und dann war das eher ein Abarbeiten des Programms. Als wäre es an diesem Tag ein anderes Pferd. Ich kann mich auch an die Euro in Windsor erinnern, wo Peters Kurti einen sensationellen Grand Prix lief – den mit den vielen 10ern für´s Einreiten. Und am nächsten Tag mußte er sich beim Abreiten derartig um Ellen Schulten Baumers Donatha kümmern, daß er einfach weniger grandios war. Und ich bin mir sicher, daß der Reiter nichts unversucht gelassen hat, um den Hengst von der Mitarbeit zu überzeugen. Aber sie sind manchmal uneinsichtig.
Manche können es dann doch lösen. Wie der legendäre Johnson in der Normandie in den Grand Prix einritt, hat er sich in der Grußaufstellung mal groß gemacht. Da hat sich Hans-Peter auch mal zurechtgesetzt und ist mal so recht und schlecht vom X bis zum C getrabt. In der ersten Ecke vorm starken Trab hat man ganz kurz den Sachverhalt diskutiert und dann kam Johnson wie ein startendes Flugzeug aus der Ecke über die Diagonale geflogen. Das blieb dann auch so - es war eine tolle Prüfung.
Meine Argumente sind für Ducado wohl nicht so einleuchtend, denn ich kann mich über die hoch getragene Nase aufregen oder auch nicht – es hat eh den gleichen Effekt.
Er möchte sich dann in Steyr ins Viereck stellen und das Reich überblicken und dabei noch bewundert werden. Das geht nicht ganz mit der FEI Junioren Mannschaftsaufgabe konform. Die sieht das erst am Ende vor, bzw. kann man das bei der Siegerehrung ja dann ausreichend machen. Allerdings müßte man davor eine entsprechende Performance abliefern. Da ergibt sich mit dem Versprechen von Siegerehrungen ja auch noch das Problem, daß heutzutage die ja ohne Pferd stattfinden. Soll ich jetzt meinen Hengst damit ködern, daß ich am Podium a Gummischwammblume überreicht bekomme, wenn er die Nase runternimmt und sich um die FEI JR MS kümmert? „Richtige“ Siegerehrungen haben schon besonderen Charme. Die gehen notfalls ja auch mit Nase oben. Bewundert werden ist ja der konkrete Plan von Ehrungen. Politiker und Hengste mögen das.
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