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CDI München - da war´s für mich heuer so...

Aktualisiert: 13. Mai 2018

Fotos von Verena Lüthje

Es gibt so ein paar Fixpunkte jedes Jahr auf die ich mich immer schon Wochen lang freue. Da gehört München dazu. Ich kann stundenlang am Abreiteplatz stehen und den Großen beim Reiten zusehen. Das geht auch nirgends so gut wie in München - na vielleicht in Aachen. Da kommen wir heuer ja auch noch hin.

Leider war es heuer eine recht deutsche Angelegenheit, kaum ausländische Teilnehmer, ein paar Österreicher halt, die den internationalen Flair erhalten haben und noch ein paar vereinzelte Russen, Slovenen, Ungarn usw. Die Dänen sind in Dänemark, die Briten in England, die Holländer in Holland… die Österreicher hätten in Linz sein sollen, waren sie aber nicht, weil abgesagt. Aber möglicherweise gibt´s ein bißchen viele Turniere aktuell? Ich erinner mich an Zeiten, wo in München alle großen Reiter geritten sind. Am liebsten erinnere ich mich an Edward und Totilas – dieser legendäre Auftritt, wo man eine Security für ein Pferd anstellen mußte, weil man ihn nicht mal ins Stallzelt geleiten hätte können, oder wie das Springen unterbrochen wurde, weil alle am Dressurviereck waren um das Wunderpferd zu sehen. Ich kann mich erinnern, wie Ankys Krack C im Starken Trab plötzlich in die andere Richtung schaute, weil sich jemand am Hügel gegenüber bewegt hat, oder Patrik Kittel mit dem wunderbaren Watermill Scandic, der hier einen seiner besten Auftritte hatte, oder Valentina Truppa mit Ihrem Eremo, der haufenweise 10er für Piaffe und Passage Übergänge bekam und in der Kür ein Feuerwerk entzündete, daß einen kaum auf dem Grasbüschel sitzen ließ. Ach… Momente, die einem keiner nehmen kann, wenn man sie erlebt. Erleben muß man sie allerdings. Clipmyhorse ist toll – aber nicht das gleiche, wie neben Isabell und Bella Rose zu stehen – auch die hatte einen ihre ersten und so wenigen großen Siege in München. Genauso, wie Showtime hier auf einmal erschien und plötzlich gewann, was Doro bei der Siegerehrung zu Tränen gerührt hat, weil sie noch nie so ein Pferd gehabt hätte…und ab und an hätt ja die auch schon was gewonnen. Und immer war ich live dabei – und das kann mir auch keiner nehmen. Wer zu faul oder zu „vielbeschäftigt“ ist, um hinzufahen – ist einfach selber schuld. Man kann was erleben, aber man muß nicht. Langweilig ist auch schön – find ich zumindest immer wieder. Langweilig wäre mal ganz toll. Was ich alles machen würde, wenn mir langweilig wäre… Ich würd wieder auf ein Turnier fahren und zusehen…

Auch wenn es dieses Mal eine recht deutsche Angelegenheit war, so waren doch die Olympiasieger Isabell Werth und Dorothee Schneider da, außerdem natürlich Jessica mit 3 Nachwuchspferden, ihr Bruder Benjamin mit dem Rest an Nachwuchspferden und dann natürlich ein Haufen deutsche Profis und auch aus anderen Nationen, die Nachwuchspferde in kleiner und großer Tour vorstellen. Die haben das zumeist ab und an schon mal gemacht und die Reitkunst durchaus schon erlernt, was man dann auch recht gerne ansehen mag. Mehr als man das in der Regionalliga ansehen mag. Gutes Reiten ist einfach schöner als schlechtes. Die müssen ja durch Sichtungen durch und von ihrem Verband offiziell entsendet werden, ist ja nicht so, daß man einfach beschließt, man hätte jetzt vom Bierzelt genug und würd mal a Runde in München im Olympiareitgelände reiten. Nur die nationalen Prüfungen, wie die Burgpokal Qualifikation – eine Turnierserie für hoffnungsvolle Nachwuchspferde aus Deutschland auf St. Georg Niveau – oder die DP M sind offen ausgeschrieben. Da sind auch zwei Österreicher geritte: Christian Lanterdinger und seine Rhea Rubina, mit der er schon in Ermelo am Start war und Bernhard Strasser mit seinem Heliodorus, der in Deutschland Bereiterlehre gemacht hat und somit immer noch für einen bayrischen Verein reitet. Die Pferde sind deutsch und somit startberechtigt, wenn man als Österreicher akzeptiert wird. Ich hab´s mit Spannung verfolgt, weil Christian ja hier in Kuchl „einer von uns“ ist, der den Sprung auf´s Münchner Viereck geschafft hat, wovon wir doch alle geträumt hätten. Er hat zwei Stuten mit: Rhea Rubina für den Burgpokal und die berühmte „Ex“ (Exupery) für die kleine Tour. Die Johnson Stute Ex machte in der Vergangenheit ihrer Jazz Abstammung immer alle Ehre und konnte immer schon mit sehr verhaltenskreativen Einlagen in den Dressurpferdeprüfungen auf sich aufmerksam machen. Bei der hohen Grundqualität dieses Pferdes hat man immer gedacht, die müßte eigentlich laufend DPA und L gewinnen, aber die Ex hat irgendwie nur selten eine Schleife bekommen – sie war im kreativen Bereich ehrgeiziger als in der korrekten Ausführung der Aufgabe. Und jetzt lief sie in München in der kleinen Tour, St. Georg und Inter I, mit der Österreich Fahne auf der Schabracke. Sie war nicht grandios, aber korrekt, und das ist bei Ex ja schon ganz toll! Weil man eben nicht aufgeben sollte- und wohl ein bißchen üben muss. Üben hilft!

Besonders aufgefallen sind mir in der kleinen Tour noch: das schöne Reiten von Stefanie Wolf zum Beispiel. Das mag man einfach ansehen! Ich hab´s in Ermelo schon so genossen. Auch eine Augenweide im Training und im Bewerb ist immer Nicole Caspar, die für das Gestüt Birkhof reitet. Der große Schwarze, den sie da im Training ritt, war wohl der Zack Sohn Zalando. Also da hätte man einen Lehrfilm drehen können am Abreitplatz. Schöner kann ein Pferd kaum sein und dieses unauffällige reiten. Einfach nur korrekt, es wird alles weggelassen was nicht richtig ist und das Richtige augenblicklich ausgeführt. Eh ein strukturiertes Konzept. Warum machen wir das nicht alle so? Benjamin Werndl scheint das auch so zu machen. Tun, was richtig und notwendig ist und sonst nur oben sitzen. Fein! Möchte ich auch!

Und wenn dann alle da so schön reiten und alles so richtig machen, dann kommt irgendwann Queen Isabell und zeigt, wie´s jetzt wirklich gemacht gehört! Und alle sehen aus, als würden sie nur reiten spielen.

Isabell kam zum Training mit einem großen Fuchs, den ich noch immer nicht zuordnen kann. Ein Modelathlet! So bemuskelt und so perfekt austrainiert sind nur ihre Pferde, aber da jedes! Man kann sich nicht sattsehen, wie sich die Muskeln unter dem strahlenden Fell abzeichnen, wie der mit einer Dynamik und Losgelassenheit trabt und galoppiert. Er schien ein Gegenverkehrsproblem zu haben und manchmal wollte er seiner Reiterin auch verkaufen, daß es mit 85% Hinterbeinaktivität auch gehen würde … nein, es geht nicht! 120% ist besser. Und es sieht nichtmal kompliziert aus! Von hinten nach vorne ans Gebiß heran – wie könnte das kompliziert sein? Gehört ja so. War dem Hengst auch klar, im Grunde zumindest. Viel diskutiert hat er nicht, er weiß auch schon wie´s eigentlich gehört. Und eine andere Variante kommt eh nicht in Frage.

Diskutiert hat wieder mal der Johnny. Der kam mit Bocksprüngen in die Dressur Arena, aber das gehört ja bekanntlich so. Es sieht auch lustig aus. Im Viereck läuft er dann eh wie auf Schienen, das wissen wir ja inzwischen, Don Johnson weiß das auch und Isabell auch. Die Richter offensichtlich auch, denn diese Piaffen und Passagen mit Aufsetzen in der Schwungphase hätten bei anderen Reitern keine so hohen Noten ergeben – aber Isabell gönn ich jeden Punkt, man muß ihr nichtmal irgendwas streitig machen, es gehört ihr einfach der Sieg, wurscht ob Johnny mal schummelt.

Jessica hatte Zaire mit und Dalera BB und Ferdinand. Also diese Dalera, von der sie nur in den höchsten Tönen spricht… das muß schon ein großes Vergnügen sein, die zu reiten. Es gibt schon mal welche, die machen einfach mehr Spaß als alle anderen. Und das scheint so ein Pferd zu sein. Jessica schaut ja grundsätzlich immer freundlich drein, aber wenn sie auf Dalera sitzt sieht man ihr die Begeisterung nochmal richtig an. Das ist ein Antritt von hinten, ein Schwingen, ein Versammlungspotential – und nichts scheint schwierig zu sein! Da kann man Passagieren, Starken Trab reiten, wieder zurück in die Piaffe und dann voller Begeisterung dem Pferd um den Hals fallen und eine halbe Zirkelrunde später wieder piaffieren und es ist alles völlig losgelassen und einfach nur wunderbar. Danke Jessica für diese Momente!

Dorothee Schneider hatte ihren Europameister Sammy Davis JR. mitgebracht. Der ist ja schön wie aus 1002 Nächten. Ich bin ja nicht so ein Fan von seinem mässig durchschwingenden Hinterbein in der Trabarbeit, aber das ist in Pi & Pa dann völlig wurscht, weil da isses einfach toll. Und… man hat einfach eine Gänsehaut, wenn Doro zum Starken Trab abbiegt und es einfach nur pure Harmonie und Schönheit ist… Es sind doch fast alle gut dort… aber wenn dann eine Mannschafts-Olympiasiegerin losreitet… sieht es ganz anders aus, als bei allen anderen. Die können dann doch nochmal mehr…

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